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Zukunft: Vorhersehen oder gestalten?


Glühbirne
Bildquelle: Alex Iby, 252034, Unsplash


Vor kurzem las ich wiedermal ein Zitat des griechischen Philosophen und Staatsmannes Perikles. Dieses lautet „Es ist nicht unsere Aufgabe, die Zukunft vorherzusagen, sondern gut auf sie vorbereitet zu sein“. Dem Autor, der dieses Zitat verwandte, ging es darum, deutlich zu machen, dass permanente Disruption permanente Innovation erforderlich macht und dass agile Methoden der Schlüssel dazu seien. Was mir dabei – erneut – auffiel, war die Haltung oder die Perspektive auf Zukunft. In meinen vielen Gesprächen mit Geschäftsführern, Managern und Angestellten erlebe ich diese Perspektive sehr häufig. Auf die Zukunft blicken sie, als sei diese etwas, was bereits existiert und was wie ein Meteor auf uns zutreibt. Es steht alles schon fest. Wir müssen nur richtig antizipieren, dann werden wir in dieser Zukunft erfolgreich sein. Damit verengt sich der Blick. Man orientiert sich an Annahmen von Zukunftsforschern und Strategien und bereitet sich auf ein vermeintlich feststehendes Szenario vor. Die Frage ob die Zukunft wirklich so aussehen muss, oder ob nicht auch eine andere Zukunft möglich wäre, gerät in den Hintergrund.


Innovation als Schnitzeljagd

Wir erleben es oft, dass Zukunft beschrieben und begrenzt wird, als existiere sie bereits an einem anderen Ort. Fliegende Autos, Künstliche Intelligenzen, menschenleere, automatisiert Unternehmen, der Mensch als überflüssiges Anhängsel der Technik. All diese Annahmen werden zu festgeschriebenen Größen der Zukunft. Die Frage scheint nur, wer ist am schnellsten bereit für diese Zukunft. Wer findet als erstes die bereits existierende Antwort. So wird Innovation zu einer Schnitzeljagd. Es scheint schon alles da zu sein, man muss es nur finden. Für tatsächliche Innovation kann es ungeheuer befreiend sein, wenn man Zukunft nicht als etwas bereits Existierendes und Vordefiniertes, sondern als etwas Gestaltbares sieht, dass erst durch unsere Ideen entsteht und sich durch unser Tun realisiert, tatsächlich Gestalt annimmt. Dann gibt es keine vorformulierten Antworten, die man nur finden muss. Es gibt nicht einmal vorformulierte Fragen. Es gilt, die Fragen selbst zu entwickeln, auf die man Antworten finden will. Diese Sicht auf Zukunft erweitert den Handlungsspielraum ungemein und ermöglicht wirkliche Kreativität.


Innovation als Bewegung im freien Raum

Das Schöne an einer Schnitzeljagd sind die klaren Zeichen und Orientierungspunkte. Man muss nur genau hinschauen und der richtige Weg tut sich vor einem auf. Diese Orientierung suchen viele Unternehmen und sind daher bereit, Annahmen und Szenarien über Zukunft als fixen Punkt zu akzeptieren und ihre Innovationsvorhaben daran auszurichten. Nicht selten sind diese Annahmen auf der Basis der Gegenwart oder sogar der Vergangenheit gebildet. Wir nutzen heute Autos, also nutzen wir sie morgen auch noch, nur eben fliegend. Befreit man sich von dieser Perspektive, dann geht zunächst Sicherheit und Orientierung verloren. Plötzlich muss man sich in einem freien, nicht überblickbaren Raum bewegen. Wenn kein Auto mehr, was dann? Gleichzeit entsteht aber auch eine ungemeine Innovationsfreiheit. Man muss sich eben nicht mehr überlegen, wie man ein Auto zum Fliegen bringt, sondern man kann sich die Frage nach grundsätzlich neuen Mobilitätskonzepten stellen und somit die Mobilität der Zukunft aktiv gestalten. Die gedankliche Schere fällt weg.


Fazit

Mit diesem zugegeben plakativen Beispiel möchte ich eins deutlich machen. Gerade, wenn es um wahre Innovation geht, kann es sinnvoll und hilfreich sein, seine eigenen Annahmen zu hinterfragen und Zukunft als etwas Gestaltbares zu sehen. Ist man dazu bereit und mutig genug entsprechend zu handeln, dann könnte der Leitsatz unserer Zeit lauten: Es ist nicht unsere Aufgabe, die Zukunft vorherzusagen, es ist unsere Aufgabe, sie zu gestalten!

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