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AutorenbildAndreas Bauer

Home Office – oder das Problem mit der Distanz zu allem


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Teil 1: Auf Distanz zum Team

Die letzten Monate haben gezeigt, dass virtuelle Zusammenarbeit funktionieren kann. Performance und Leistungsbereitschaft waren vorhanden. Die Aufgaben wurden erledigt. Trotz der herausfordernden Situation waren viele Unternehmen handlungsfähig und konnten ihre Arbeit erledigen. Zu Beginn der Krise war die Stimmung in vielen Teams sehr gut. Jeder hat sich eingebracht und teilweise sogar noch etwas mehr geleistet als normal, damit das Team gut durch die Krise kommt. Teammitglieder waren zum Beispiel bereit, mehr zu arbeiten, und Kolleg*innen mit kleinen Kindern zu entlasten. Die Disziplin bei den Video-Calls war gut, alle waren vorbereitet und fokussiert auf den Call. Nicht selten wurde mir von meinen Kund*innen berichtet, dass digitale Meetings als effizienter empfunden wurden, als physische. Es wird weniger drum herum gequatscht. Wir fokussieren uns auf den Job. So die häufig geschilderte Wahrnehmung.

In den letzten Wochen mehren sich aber auch die Stimmen, die eine gegenteilige Entwicklung beschreiben. So langsam schwinden die positive Einstellung und auch die Disziplin. Kameras bleiben teilweise aus, obwohl explizit anders vereinbart. Calls sind teils etwas weniger gut vorbereitet und auf den Punkt. Die Nebengeräusche, Geschirrspülen, das Klappern der Tasten beim Beantworten einer Mail etc., nehmen zu. Zudem scheint eine Art virtueller Ermüdung um sich zu greifen. Wir erleben es immer häufiger, dass unsere Kund*innen sich wieder mehr Präsenz-Formate von uns wünschen. Es scheint über den Sommer etwas verloren gegangen zu sein. Aber was?

In vielen Gesprächen wird deutlich, dass die Art und Weise, wie Teams sich in den letzten Monaten virtuell organisiert haben, sehr stark durch Aufgaben getrieben war. Die einzelnen Teammitglieder haben ihre Postkörbe und Aufgabenpakte, die es zu bewältigen gilt. Und das gelang ihnen großenteils gut. Was zu kurz kam, waren die zwischenmenschlichen Momente, der informelle Austausch an der Kaffeemaschine. Oft wurde mir geschildert, wie sehr es nervt, wenn man für jede Frage einen Termin mit den Kolleg*innen braucht und somit von einem Teams-Call in den nächsten hetzt – nicht selten ohne Pausen dazwischen. Die beiläufigen persönlichen Momente mit den Kolleg*innen werden schwieriger, was das soziale Miteinander in den Teams auf eine harte Probe stellt. Das Gefühl, als Team mehr zu sein als die Summe seiner Teile, geht in der Distanz des Home Office bisweilen verloren. Nicht zuletzt verlieren die Mitarbeiter*innen auf Dauer auch das Big Picture des Teams aus den Augen, den eigentlichen Sinn und Zweck ihrer Arbeit. Dabei geht es nicht um die Informationen, die zum Erledigen der eigenen Aufgaben notwendig sind, sondern um großen und kleinen Entwicklungen, die das gesamte Team betreffen und die für die Identifikation mit diesem so wichtig sind.

Finden Führungskräfte keinen Weg, diesen informellen Austausch und das Big Picture in den virtuellen Raum zu transportieren, dann geht etwas verloren, was sich am Ende auch in der Performance der Teams und jedes Einzelnen widerspiegeln wird. Der starke Fokus auf die Effizienz der virtuellen Zusammenarbeit und der reine Fokus auf den Job – zu Beginn noch als Stärke wahrgenommen – wird dann mehr und mehr zu Schwäche virtueller Zusammenarbeitsformen. Wird die Distanz zum Team zu groß, dann gehen Bindung und Zugehörigkeitsgefühl verloren.

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